Microservices im logistischen Umfeld

Die meisten logistischen Prozesse sind für einen Abschnitt der gesamten Lieferkette definiert. So hat beispielsweise der Retourenprozess häufig nur wenig Bezug zu den Prozessen im Inbound-Teil der Lieferkette. Das führt dazu, dass die einzelnen Systeme eines Unternehmens nur Aufgaben in einem bestimmten Teil der Lieferkette übernehmen. So besteht die Systemlandschaft oft aus einem System, welches für Aufträge zuständig ist und einem anderen, welches beispielsweise für die Produktdatenverwaltung verantwortlich ist. Jedes System übernimmt nur eine ganz bestimmte Aufgabe.

Oft sind die Systeme so geschnitten, wie auch die Fachbereiche in einem Unternehmen organisiert sind. Wenn beispielsweise in einem Unternehmen X die Fachabteilung “Produktmanagement” existiert, wird häufig auch ein IT-System gebaut, welches hauptsächlich die Anforderungen dieser Fachabteilung bedient. Wenn jedoch der Umstieg auf eine Microservice-Architektur ansteht, muss diese eher organisatorische Architektur neugedacht werden.

Warum ist das so?

Nun, die Vorteile einer Microservice-Architektur in einem Unternehmen können nur wirklich genutzt werden, wenn ein einzelnes Team auch in der Lage ist, einen kompletten Prozess vollständig und eigenständig zu ändern. In der IT sprechen wir hier von einer End2End-Verantwortung.

Was passiert, wenn man es nicht macht?

Wenn wir dabei bleiben, dass ein Team nur einen Teil eines Gesamtprozesses verantwortet, ergibt sich eigentlich kein großer Mehrwert aus der Umstellung auf die Microservice-Architektur eines Unternehmens. Bei der Anpassung eines Prozesses müssen stets mehrere Teams mitwirken, um eine Anpassung am Prozess vorzunehmen. Es erfordert viel Koordination und oft reicht es aus, dass auch nur ein Team die Mitwirkung absagt, damit das ganze Projekt in Schieflage gerät (beispielsweise “Team Produkt”, “Team Bestand” und “Team Payment”)

Der Weg zur Entschediung

Bevor ein Unternehmen sich dazu entscheidet, Microservices einzuführen, sollten die Prozesse beleuchtet werden. Die Frage dabei ist, ob die Geschäftslogik zu mindestens 80% in End2End-Prozessen dargestellt werden kann. Gelingt dies nicht, so ist es meiner Meinung nach sinnvoll, die Frage zu stellen, ob die Microservice-Architektur für das Unternehmen geeignet ist. Es gibt sehr viel Hype rund um Microservices und die Vorteile der Cloud. Die Frage, ob die Geschäftslogik eines Unternehmens zu diesen Ansätzen passt, wird jedoch oft vergessen.